Villa Pludassis – Ein historischer Rundgang durch Bludesch

Karte mit den Stationen zum Rundgang

Die Gemeinde Bludesch hat eine lange Geschichte, die noch heute in der Kulturlandschaft des Dorfes bewundert werden kann. Dazu gehören die alten Ansitze der Familie „von der Halden“ (die sogenannten Häuser Unter- und Oberhalden), die beiden Kirchen, die Trockenmauer in der Vanovagasse und die Ruine Jordan. In Verbindung zum Ortsteil Gais liegt am Talrand bei Runkelina eine eisenzeitlich-römische Fundstätte und weiter westlich die ehemalige Lungenheilstätte Gaisbühel sowie letzte Spuren des Gutshofes und der Müller’schen Roth- und Buntfärberei (Degerdon).

 

Arnold Schweigkofler kreierte in Zusammenarbeit mit Archivar Stefan Stachniß einen Rundgang durch Bludesch, der die Geschichte der Gemeinde beleuchtet. Dabei werden historische Gebäude und Plätze besucht.

 

 

Die Geschichte von Bludesch

Bereits zu Beginn der römischen Herrschaft verfügte der Walgau (vallis drusiana) über dauerhafte Siedlungen. Die ansässige Bevölkerung wurde im Laufe der Zeit von den Römern, Alemannen und später von den Walsern beeinflusst.

Im Zuge der Eroberungen durch Drusus und Tiberius 15 v. Chr. wurde der Walgau Teil der römischen Provinz raetia prima und römisch beeinflusst. Im 5. Jahrhundert begann die Christianisierung.

Der Name von Bludesch wurde 842 erstmals als villa pludassis im churrätischen Reichsgutsurbar genannt. Er führt auf das keltische pa-lut (bei der Lutz) bzw. auf die geologische Gegebenheit plud/palude = Sumpf zurück. In dieser Beschreibung zum heutigen Gebiet um Bludesch ist von einem Königshof und einer Kirche zu lesen. Die namentlich nicht angeführte Kirche in cise villa (Dorf Zitz) ist nach neuesten Erkenntnissen als eine Kirche im eigenständigen Dorf Zitz zu sehen. Spätmittelalterliche Quellen bestätigen dies. Der Weingarten Zitz/Cisa wurde 1322 an das Gotteshaus St. Gerold verkauft. In der Urkunde wird von den Dörfern Zitz, Bludesch und Thüringen gesprochen. Das Dorf Zitz löste sich im ausgehenden Mittelalter auf und wurde zu einem Teil im Bludescher Obdorf. Vollends in die Bedeutungslosigkeit versank Zitz, nachdem Bludesch um 1600 einen eigenen Pfarrherrn erhalten hatte.

 

Nachdem in der Zeit der Herrschaft Karls des Großen die Grafschaftsverfassung eingesetzt wurde, wurden im 10. Jahrhundert die Udalrichinger zu den Grafen von Rätien. Darauf folgten die Montforter. Mit den Erbteilungen unter den Monfortern und anschließend den Werdenbergern gelangte die Herrschaft Blumenegg 1416 an die Herren von Brandis und Sulz. Blumenegg wurde 1431 zur freien, reichsunmittelbaren Herrschaft. Beim stückweisen Kauf der Ländereien auf dem heutigen Gebiet von Vorarlberg im 14. und 15. Jahrhundert durch die Habsburger blieben nur Lustenau und die Herrschaft Blumenegg mit den Dörfern Bludesch, Thüringen, Ludesch, Thüringerberg und St. Gerold übrig. 1510 verkaufte Johann von Brandis Blumenegg an die Grafen von Sulz. 1614 erwarb das Reichsstift Weingarten die Herrschaft Blumenegg. 1802 kam Blumenegg als Entschädigung für die territorialen Verluste an Oranien-Nassau und 1804 kam es durch Verkauf an Habsburg zu Österreich.

Nach dem kurzen Intermezzo der bayerischen Besetzung (1806 bis 1814) übernahm Österreich endgültig die Herrschaft Blumenegg.

Bis 1848 waren Thüringen und Bludesch eine Gemeinde. Im Zuge der Errichtung der Bezirksämter in Vorarlberg wurde Bludesch 1849 dem Bezirk Bludenz zugeteilt und ist seither eine in jeder Hinsicht selbstständige Gemeinde. Zu Bludesch gehört auch der Ortsteil Gais.

 

 

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Der Folder zum Rundgang

Der Rundgang

1. Ansitz Unterhalden (Krone)

1640 ließ der von der Herrschaft Weingarten eingesetzte Verwalter und Landvogt Rudolf von der Halden den Ansitz Unterhalden für seinen gleichnamigen Sohn erbauen. Der Ansitz wurde 1709 an die Herrschaft, dem Reichsstift Weingarten, verkauft. 1802 ging der Ansitz an Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau über und zwei Jahre später an Österreich.

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Noch vor 1872 wurde das Gebäude zu einer Gastwirtschaft umgebaut.

1974 wurde der unter Denkmalschutz stehende Ansitz Unterhalden von der Gemeinde erworben. Erste Planungen für den Erhalt haben 1980 begonnen. Ab 1983 begannen dann die detaillierten Planungen zum Umbau und somit dem Erhalt des Gebäudes. Der nördliche Anbau, der größtenteils nicht unter Denkmalschutz stand, wurde dabei erneuert. 1985 folgte dann die feierliche Eröffnung, im Gebäude waren folglich unter anderem eine Gastwirtschaft, das Gemeindeamt, ein Veranstaltungssaal, eine Kellerbar etc. untergebracht.

 

Der Ansitz Unterhalden ist ein einfacher Rechteckbau mit regelmäßigen Achsen und trägt ein Satteldach. Die sandsteingerahmten Fenster sind aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die zweiarmige Freitreppe zum hochrechteckigen Eingangsportal der südlichen Giebelfront ist aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Norden ist ein Wirtschaftsanbau.

Das Gebäudeinnere hat im Keller ein Tonnengewölbe. In den Geschossen haben die Mittelflure gedrückte Tonnengewölbe mit einfachen Stuckaturen.

 

Der Eckraum im Südwesten des Obergeschosses war ursprünglich ein repräsentativer Festsaal und hat eine flache Stuckdecke aus dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts mit breitgerahmten aus einer Kreuzform entwickelten Feldern mit einer Mittelrosette und geflügelten Engelköpfen. In der nördlichen Saalwand ist eine erhöhte Halbrundnische mit derber Renaissance-Rahmung aus dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts, die Sockelzone ist mit Rauten- und Rechteckfelder gegliedert, die seitliche Pilaster tragen ein verkröpftes Gebälk. Über dem Gebälk ist zwischen Rollwerk und einem aufsitzenden Kugelmotiv ein leeres Viereckinschriftfeld in einem profilierten Rahmen.

 

Eine Renaissance-Kassettendecke aus dem 1. Obergeschoss wurde im Anfang des 20. Jahrhunderts in das Vorarlberger Landesmuseum übertragen.

2. Kirche St. Jakob mit Krypta (Pfarrkirche Bludesch)

Die Pfarrkirche Hl. Jakobus wurde 1650/1651 nach Plänen des Bregenzerwälder Barockbaumeister Michael Beer (* um 1605 in Au, † 30. Mai 1666 ebenda) erbaut.

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Der Barocke Kirchenbau hat ein Langhaus und einen eingezogenen Chor mit einem geraden Schluss unter einem gemeinsamen Satteldach. Das Langhaus hat je Seite drei, der Chor je Seite zwei Flachbogenfenster. An der Westfassade ist ein gemauertes Vorzeichen mit einem Kreuzgratgewölbe mit einer Rokokokartusche unter einem Pultdach und gegen Süden mit einer Rundbogenarkade geöffnet. Über dem Westportal ist ein Wappen mit der Inschrift Communitas Bludeschensis MDCLI.

Das Kircheninnere zeigt sich mit einem dreijochigen Langhaus mit einem Stichkappengewölbe auf kräftigen Wandpfeilern und Flachbogenfenstern und mit einem eingezogenen runden Chorbogen und einem eingezogenen zweijochigen Chor mit geradem Schluss mit einem Stichkappengewölbe mit Bandleistenstuckfeldern auf Wandpfeilern. Im Chor links ist der Aufgang zum Turm und das Portal zur Sakristei. Die Westempore mit einer geraden Brüstung steht auf zwei Säulen und zeigt in Feldern zwischen Pilastern Gemälde der Apostel.

Das Fresko Christus als Weltenrichter am Chorbogen malte Engelbert Luger (1901). Die Fresken Kommunionausteilung an die Apostel im Langhaus vorne und Auferstehung im Langhaus hinten malte Jakob Bertle (1901).

 

Bergöntzle Orgel

 

Die heutige Kirchenorgel der Pfarrkirche Bludesch wurde von einem unbekannten Meister im Elsass geschaffen. Aufgrund stilistischer Merkmale wird die Orgel der Silbermann-Schule zugeordnet.

Später zerlegte der Orgelbauer Josef Bergöntzle (1754-1819) die Orgel und transportierte sie unter großem Aufwand per Pferdekarren nach Vorarlberg. 1803 wurde sie in der Kirche von Bludesch wieder zusammenbaute. Bergöntzle baute in Vorarlberg noch weitere Orgeln. Sein Hauptwerk befindet sich in der Wallfahrtskirche von Tschagguns. Weitere Orgeln von ihm stehen in Schlins (1799), Au (1800) und Thüringen (1805).

Heute ist die Orgel insbesondere durch die regelmäßig stattfindenden Konzerte bekannt.

 

 

Hochaltar

 

Der Hochaltar aus dem Jahr 1651, gefertigt aus Bingser Marmor, zeichnet sich durch einen flachen Aufbau mit sechs Säulen aus, der in einem geraden, verkröpften Gebälk endet. Darüber erhebt sich ein flacher Auszug mit zwei Säulen und seitlichen Voluten. Der Aufsatz, die seitlichen Ansätze und der Tabernakel wurden 1773/1775 von Johann Anton Berchtold mit kunstvollem Stuck verziert.

3. Pfarrhof

Zur Kirche gehört der Pfarrhof, der in den Jahren 1632/1633 von der Bludescher Bevölkerung errichtet wurde. Jeder Hausbesitzer war zu Frondienst verpflichtet.

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Hier gibt es einige bemerkenswerte Details: Das voll unterkellerte Wohnhaus ist in zwei Keller mit Tonnengewölbe, von Nord nach Süd verlaufend, aufgeteilt. Der Zugang ist mit einem Kreuzgewölbe versehen. Der gewölbte Keller war als Weinkeller mit Fassauflagen gebaut worden.

Im Keller ist heute noch eine zugemauerte Tür zu sehen. Offenbar war hier ein Zugang vom alten Pfarrhaus in das neue Pfarrhaus vorgesehen. Das wurde aber schnell wieder aufgelassen.

4. Ansitz Oberhalden – altes Schulhaus

Um 1625 erfolgte durch Landvogt Rudolf von der Halden der Umbau des väterlich ererbten Hauses Oberhalden zu einem adeligen Landsitz.

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Bemerkenswert sind die längst abgebrochenen Ecktürmchen, die auf alten Bildern noch ersichtlich sind. Zum Landsitz Oberhalden gehörte auch der Hofbongert.

Das Haus Oberhalden wurde mehrfach umgebaut und diente verschiedenen Zwecken. Zunächst als Schulhaus, wird es heute als Wohnhaus genutzt.

 

5. St. Nikolaus-Kirche

Die romanische Filialkirche Zitz hl. Nikolaus zählt zu den ältesten Kirchen Vorarlbergs. Sie wurde das erste Mal 842 urkundlich erwähnt; auf Grund neuer Bilder des Fundamentmauerwerkes wird ein vorromanischer Bau um 500/600 nicht mehr ausgeschlossen. Mit den Innenmaßen von 9,9 m x 7,7 m, hat die Kirche für die damalige Zeit eine beachtliche Größe.

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Die unterschiedlichen Knie- und Sitzbänke auf der Frauen- und Männerseite sind nicht, wie oft gemeint, eine für Frauen unzumutbare Kniebank, sondern einfache Sitzbänke, während auf der Männerseite die Kniebänke über Armstützen verfügen. Diese waren für die Herrschaft reserviert.

1950 wurden auf das erste Drittel des 14. Jahrhunderts datierte Fresken freigelegt.

Über dem Eingang das Bildnis Christus als Weltenrichter mit Maria und Johannes. An der Westwand ist oben der Zug der Laster, in der Mitte der Zug der Verdammten und unten der Tanz eines Teufels um den Kessel abgebildet.

Auf der Nordseite wurden sehr aufwändige Sockelmalereien entdeckt.

Die beiden Seitenaltäre (1634) waren eine Stiftung der Familie von der Halden.

Herausragendes Merkmal der Nikolauskirche ist der bis zur Spitze aus Bruch- und Tuffstein[3] gemauerte Turm; das untere Turmgeviert datiert etwa ins 10. Jahrhundert, der obere Aufbau mit frühgotischen Fialen entspricht dem 13. Jahrhundert.

6. Vanovagasse

Bei der Vanovagasse handelt es sich um eine bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Wegverbindung von Bludesch zum Schloss Jordan und den dazugehörigen Weinbergen. Die Bezeichnung Vanovagasse leitet sich von „Via nova“, also „Neue Straße“ ab. Eine mögliche Erklärung für diese Bezeichnung ist, dass die Verbindung als Ersatz für das weiter westlich gelegene Battagässle geschaffen wurde, die von der St. Nikolaus Kirche, mehr oder weniger gerade den Hang hinauf zum Schloss Jordan und von dort weiter nach Montiola und Quadern in Thüringen führte. Ihr Vorteil lag neben der Wegverkürzung auch in einer deutlich gleichmäßigeren Steigung, was natürlich auch für den Weinbau wichtig war. Die Vanovagasse war damit auch die kürzeste Verbindung von Bludesch nach St. Gerold.

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Zum Teil sind die Mauern der Vanovagasse über 3,5 Meter hoch. Wasserauslässe, Stiegenaufgänge, Strebenpfeiler, Nischen und Bögen sind zu finden. Im Zuge von Projekten, initiiert durch die Gemeinden Bludesch und Thüringen, wurde in den letzten Jahren die an der Vanovagasse gelegene Trockensteinmauer immer wieder restauriert und in Stand gesetzt.

7. Schloss Jordan und Jordanhof

„Über den Jordan gehen“ – Ein Spruch, der eine biblische Bedeutung hat und gleichzeitig auch im Sprachgebrauch als Trennung oder Grenze geläufig ist. In diesem Kontext ist auch die Namensgebung des „Schlosses“ Jordan zu sehen. Das Gebäude wurde als Schloss (Palast) gebaut, oft als Burg bezeichnet (was es aber nie war) und als Ruine geläufig. Mit einer herrlichen Aussicht, von Weingärten umgeben, liegt die Ruine am Hang ob Bludesch.

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  • 1425 verkaufte Hans Harnasch der Probstei St. Gerold den Weingarten Jordan, nebst zwei Wiesen, oberhalb von Bludesch gelegen.
  • 1565 erwarb Christof Gabriel, Baumeister und Stadtammann aus Feldkirch, Weingarten und das Gut auf dem Jordan.
  • 1578 wurde durch Christoph Gabriel eine Behausung, für eine zeitweilige landwirtschaftliche Nutzung (Weinbau) erbaut – für die Ernte und Pflege wurde ein Torkel und Speicher wurden eingerichtet.
  • Unterdessen wurde das Gut auf dem Jordan ausgebaut, sodass auch ganzjährig darin gewohnt werden konnte.
  • 1629 Hieronymus Brock (Sohn von Christoph Gabriel, Stadtrat und Bürgermeister zu Feldkirch) verstirbt auf dem Jordan.
  • 1637 erwirbt Georg Ludwig von Lindenspeur den Ansitz, vergrößert das Besitztum durch Zukauf und errichtet 1653 einen weitläufigen und vornehmen „Palast“, den er bis zu seinem Tode 1673 bewohnt.

Lindenspeur vermachte Jordan und sein ansehnliches Barvermögen dem Reichsstift Weingarten und einer Armenstiftung. In der Folge wird Schloss/Palast Jordan als eine Art Erholungssitz von Weingarten wohl öfters benützt. Nach dem Brand von Schloss Blumenegg 1774 - welches nicht mehr aufgebaut wurde - residierten auf Jordan die weingarten'schen Statthalter, soweit nicht das Thüringer Amtshaus dazu diente.

 

1802 kam Schloss Jordan mit Blumenegg an Oranien-Nassau, 1804 durch Kauf an Österreich, 1806 an Bayern. Mit dem Jahre 1814 gehörte Schloss Jordan wieder zu Österreich. Das Gebäude war wohl baufällig und hätte einer Erneuerung bedurft, doch durch häufige Eigentümerwechsel kam es nicht dazu. Im Gebäude- und Rustikalkataster des Steuerdistriktes Bludesch ist es 1811 nicht mehr verzeichnet.

 

Der Bludescher Pfarrer Häusle vermerkt 1835 in seiner Chronik: "Das Schloß Jordan erhielt sich bis zum J. 1808, wo es um geringen Preis verkauft wurde und seitdem trauert es als Ruine."

Der mit 1808 angeführte Verkauf fand nie statt. Der tatsächliche Verkauf erfolgte in der Versteigerung vom 28.7.1842. In der Kundmachung wird neben sonstigen Gütern der ehemaligen Herrschaft auch angeführt:

"Das Bauernhaus auf dem Jordan sammt Stall und Torkel, wobei sich die Mauern eines zweistöckigen unausgebauten Hauses befinden." 

Diese Versteigerung wurde für den 12.Dezember 1843 nochmals ausgeschrieben, nachdem im ersten Anlass kein Zuschlag erteilt werden konnte. Für diese (zweite) Versteigerung hatten sich die Anliegergemeinden Ludesch, Raggal, Sonntag, Thüringen und Thüringerberg zusammengetan, um die Liegenschaften gemeinsam zu erwerben. Das Gebot dieser Gemeinden im Betrag von 43.020 Gulden wurde jedoch schlussendlich von Cesare Clerici aus Mailand mit der Summe von 45.100 Gulden überboten. Clerici verkaufte 1847 den gesamten Besitz an die Brüder Leopold, Josef und Gallus Moosbrugger in Schnepfau, bzw. Thüringen. Ob daher die Überlieferung aus Thüringen zutrifft, wonach "die Moosbrugger" die noch brauchbaren Bestandteile, insbesondere auch Decken und Dachgebälk, abgenommen und nach heutigen Begriffen "aus dem Abbruch" verwendet oder verkauft haben, muss jedoch bezweifelt werden. Dennoch waren 1945 die viereckigen Löcher, bzw. Einlässe für die starken Balken und Träger im Mauerwerk gut auszumachen. Das Gebäude selbst wechselte in der Folge mehrfach den Besitzer. Der "Brockenhof" samt Ruine und Landwirtschaft wurde 1898 an Johann Metzler verkauft; dieser verkaufte die Ruine 1913 an Gustav Ernst Schmid aus Eger/Böhmen; 1935 wurde der Brockenhof - ohne Ruine - von Gabriel Dobler erworben und bis heute bewirtschaftet.

2008 hat die Familie Dobler/Feuerstein auch die verfallende Ruine Jordan käuflich erworben.

 

Weinbau in Bludesch

 

Der Weinbau war in Vorarlberg bereits zur Zeit der Römer heimisch. An den sonnigen Hängen von Bludesch dürfte daher schon um 250 n.Chr. Wein angebaut worden sein.

Im Güterverzeichnis von 842 ist vermerkt, dass Bludesch 6 Fuder Zehentwein abgeliefert hat, Rankweil und Röthis aber nur 1 Fuder.

1 Fuder waren rund 550 Liter Wein, was wiederum heißt, dass 3300 Liter Wein als Zehent abgeliefert wurden, somit wurden 33 000 Liter Wein gekeltert. Der Wein war somit eine wichtige Einnahmequelle und wurde teilweise bis ins Südtirol geliefert.

 

1666 beschäftige das Kloster St. Gerold 20 Arbeiter im Weingarten Zitzer, der als besonders ertragreich galt. Die Bewirtschaftung der Weingärten war im hohen Maße die Pflicht der Bevölkerung. Es war ein Frondienst, den die Bevölkerung hier zu leisten hatte. Besonders die Ausbringung des Baus (Mist) war Sache der Bevölkerung. Aus dem Zusammenhang mit dem Bau, leitet sich auch der Name Baumann und der Name Weinzierl ab. Weitere Begriffe wie das Tragegestell für den Bau das Weinzürnlein oder auch die Weinpresse, der Torkel waren im Weinbau geläufig.

 

In weiterer Folge ist der Weinanbau aber immer mehr zurückgegangen. Hauptursache waren Krankheiten (Reblaus) und die mangelnde Pflege und Erneuerung durch neue Sorten. Der Obstanbau und damit die Mostproduktion hat dann dazu beigetragen, dass der Wein fast gänzlich verschwunden ist. Die Weinterrassen sind zum Teil heute noch sichtbar.

8. Archäologische Fundzone bei Runkelina

Anfang August 2018 meldeten zwei Sondengänger aus der Region eine beträchtliche Zahl von 50 Metallfunden aus der Eisen- und Römerzeit dem Bundesdenkmalamt. Bis dato war die Fundstelle auf der Runkelina zwischen Bludesch und Gais völlig unbekannt. Leider musste in der Folge festgestellt werden, dass weitere Sondengänger bei unbewilligten Raubgrabungen Kulturgüter entwendet hatten und von einem wohl beträchtlichen Verlust ausgegangen werden musste.

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Schließlich wurde im Herbst 2018 vom Bundesdenkmalamt eine Nachuntersuchung mit drei gezielten Sondagen durch eine Grabungsfirma in Auftrag gegeben.

Der neu entdeckte Opferplatz in der Flur Runkelina gehört zu einem für den mittleren Alpenraum charakteristischen Typus von Heiligtümern. Es wurde insgesamt knapp 100 signifikante Funde datiert in die mittlere Latènezeit (3./2. Jhd. vor Chr.) bis in die Spätantike (4. Jhd. nach Chr.) bei den Grabungen gefunden. Die ebene Plateaufläche dürfte als „Festwiese“ gedient haben, während an ihren Rändern beziehungsweise den Abhängen Weihedepots niedergelegt worden sein dürften, die heute sekundär verlagert erscheinen. Die Dominanz von Waffen und Geräten, allem voran die Fragmente von Negauer Helmen und Lanzenspitzen, verdeutlichen den „männlich-kriegerischen“ Charakter des Heiligtums. Ein (Asche-)Altar beziehungsweise die eigentliche Opferstelle konnte noch nicht lokalisiert werden.

9. Gaisbühel

Die Lungenheilstätte Gaisbühel wurde in den Jahren 1917–1920 nach den Plänen des Architekten Willi Braun als „Heilstätte für Tuberkulosekranke“ errichtet. Es wurde dabei auf größtmögliche Selbsterhaltung geachtet, daher auch mit einem eigenen, 1925 fertiggestellten Gutshof auf landeseigenen Gründen, ausgestattet. Der Gutshof blieb 60 Jahre in Pacht und Betrieb. Zum Krankenhaus gehörte auch eine eigene Gärtnerei, welche für die Versorgung des Spitals verantwortlich war.

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Die medikamentöse Behandlung war zu dieser Zeit noch nicht genügend entwickelt, deswegen setzte man auf konservative Behandlungsmethoden, wie gute Luft, gutes Essen und Ruhe. Dazu wurde die dem Gebäude vorgelagerte Freiluftliegehalle genutzt. Hier wurde streng nach Geschlechtern getrennt. Wenn die Frauen Spaziergänge machten, waren die Männer in der Liegehalle bzw. umgekehrt.

Auf historischen Bildern sieht man auch häufig Fieberthermometer ohne Skala, sogenannte „stumme Schwestern“. Nur das medizinische Personal konnte die tatsächlichen Werte ablesen. Das wurde gemacht, um Simulationen oder Selbstdiagnose zu verhindern

 

Die Entwicklung der Heilstätte führte von der Sonderstation zum Krankenhaus für chronisch Kranke bis zum Akutkrankenhaus. 2008 erfolgte die Verlegung von Onkologie und Pulmologie nach Feldkirch. Dies läutete das Ende der Heilstätte ein. Das denkmalgeschützte Bauwerk wird heute als Flüchtlingsheim und Lagerstätte für das Landesmuseum genutzt.

10. Ehemaliges Degerdonareal – Wirtschaft und Industrie

Die Region Blumenegg erlebte während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts – so wie andere Plätze in Vorarlberg – eine Industrialisierung, die in höchstem Maße durch die Textilwirtschaft gestaltet wurde.

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1830 entstand im Ortsteil Gais die „Müller’sche Roth- und Bunthfärberei“, 1837 in Thüringen die „k.k.privil.Spinnerey & Weberey“ von Escher-Kennedy-Douglass.

Beide Betriebe prägten die Region und Dorfstruktur durch weit mehr als hundert Jahre. Aus den frondienstleistenden, herrschaftlichen Untertanen wurden firmenabhängige Fabrikler.

1904 wurde der Betrieb von Emil Degerdon sen. aus Ravensburg übernommen und erhielt den Namen Degerdon und Co.

Bereits seit den 1990ern war die Abwanderung der Textilproduktion in Billiglohnländern spürbar. Die rückläufige Produktion führte zu finanziellen Engpässen, sodass bereits Ende 2004 ein Zwangsausgleich angestrebt wurde. Die Fabrik in Gais überlebte den Zwangsausgleich, meldete aber schließlich 2006 Konkurs an. Das „Delunamagma“-Projekt scheiterte und das Fabriksgelände wurde geschliffen.

11. Ehemaliger Gutshof Gais und die Kaserne Bludesch

Der Gutshof Gais wurde als Versorgungsstelle der Lungenheilstätte Gaisbühel in den 1920er Jahren errichtet. Er war bis in die 1980er Jahre an Pächter vergeben. Im Zuge der Ansiedlung der Walgaukaserne musste der Gutshof Wohnanlagen weichen.

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Der Spatenstich für die neue Kaserne des österreichischen Bundesheers erfolgte 1986. Mit der Eröffnung der Kaserne im Jahr 1989 wurde Bludesch zu einem Garnisonsort.

 

Die Ansiedlung der Kaserne in Bludesch-Gais war wiederum wesentlicher Faktor für den starken Bevölkerungsanstieg der Gemeinde. In weiterer Folge siedelten sich ein Arzt und eine eigene Apotheke, ein Postamt sowie mehrere Bankfilialen, Gastronomiebetriebe und neue Geschäfte an.

Quellen

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Drexel, Anna Maria/Locher, Stefan, Die Geschichte der Vanovagasse und des Jordangutes in Bludesch, in Montfort 2015, S. 143-151.

 

Jussel, Guntram, Dorfbuch Bludesch, Bludesch 1994.

 

Jussel, Guntram, Bludesch im Walgau. Dorfbuch 2, Bludesch 2004.

 

Jussel, Guntram, Denkmäler und Kirchen, Bludesch 2008.

 

Picker, Andreas, Helm und Lanze für die Götter. Ein neu entdeckter eisen- und römerzeitlicher Opferplatz in Bludesch-Runkelina. Mit einem Katalog von Lisa Maria Es und Andreas Picker, in: Museums Verein Jahrbuch 2020, S. 82-106.

 

Tschaikner, Manfred, Das mittelalterliche Dorf Zitz im Walgau (Bludesch), in Bludenzer Geschichtsblätter 136, 2021, S. 4-11.

 

Tschaikner, Manfred (Hrsg.), 200 Jahre Blumenegg bei Österreich. Beiträge zur Regionalgeschichte, Bludenzer Geschichtsblätter 72-74, Bludenz 2004.

 

www.wikipedia.org

www.bludesch.at

 

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